06.09.2025 –, Tonhalle
Sprache: Deutsch
Warum KI weder Kunst demokratisiert, noch kreative Arbeit einfacher macht. Eine Tour de Force von Donald Bartholme über Queen zu Umberto Eco.
Kreatives Arbeiten bedeutet nicht bloß, neue Ideen zu finden. Eine Million Schimpansen an einer Million Schreibmaschinen mögen mit genügend Zeit Goethes Faust schreiben, der Weg dorthin wäre aber nicht von Kreativität gekennzeichnet. LLMs erstellen zwar nicht, wie die Schimpansen es täten, randomisierte Zeichenfolgen, operieren aber strikt an der Zeichenoberfläche und folgen statistisch-etablierten Mustern: Bedeutung spielt und kann keinerlei Rolle spielen.
Anhand von Überlegungen von John Cleese, Donald Bartholme und Umberto Eco zu Kunst, Kreativität und Semiotik soll in diesem Vortrag gezeigt werden, warum der Versuch kreative Arbeit mit KI zu erledigen scheitern muss und dem grundlegend für Kreativität benötigten Modus entgegensteht. Egal ob als Künstler*innen oder in anderen Feldern: Statt für Vereinfachung und Emanzipation zu sorgen, führt der Einsatz von KI zu schlechteren Ergebnissen und kreativer Verarmung.
Tobias Reußwig wurde 1989 in Hagen (Westfalen) geboren und wuchs in Nienburg an der Weser auf. Er studierte Germanistik, Skandinavistik und Literaturwissenschaft in Greifswald, wo er auch lebt. Er arbeitet als freier Schriftsteller und Literaturübersetzer; Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen vermittelt er in Kursen und Projekten Freude am kreativen Schreiben. Außerdem erprobt er experimentelle Lesungsformate wie zum Beispiel das von ihm gegründete Lesen, was auf den Tisch kommt (bei dem vom Publikum mitgebrachte Texte verlesen und -mischt werden). 2020 wurde ihm für seinen Gedichtzyklus der Körper lügt der Literaturpreis MV zugesprochen, für seine Übersetzung von Joey Comeaus Malagash war er 2022 gemeinsam mit dem Autor für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.